Dialoge und Songtexte von Ewald Arenz
in Zusammenarbeit mit Jean Renshaw
Musik von Thilo Wolf
Grundlage ist der 1913 erstmals erschienene Roman "Der Tunnel" des Fürther Autors Bernhard Kellermann.
Das Musical beginnt mit dem großen Plan des Ingenieurs Mac Allen. Er verspricht dem einflussreichen Milliardär Lloyd und der Weltöffentlichkeit, mit neuester Konstruktionstechnik und ca. 180 000 Arbeitern in 15 Jahren einen 5000 km langen Tunnel durch den Atlantik zu bauen. Die wahnwitzige Idee, Nordamerika und Europa auf dem "Landweg" zu verbinden, überzeugt nicht nur Lloyd, sondern auch andere Großindustrielle. Hinter den Kulissen spielt außerdem Lloyds Tochter Ethel eine große Rolle. Sie verliebt sich in den Ingenieur und tut alles, um Mac Allen für sich zu gewinnen, obwohl er verheiratet ist. Mac Allans Frau Maud ist unzufrieden mit der sich anbahnenden Situation, denn Mac Allan lebt nur noch für den Tunnel und hat fast gar keine Zeit mehr für die Familie.
Mit der Leitung eines Atlantik-Tunnel-Syndikats wird die Börsenspekulantin Woolf betraut. Sie sorgt weltweit für ein regelrechtes Börsenfieber. Jeder, der es sich halbwegs leisten kann, erwirbt Anteile am Syndikat. Doch im siebten Baujahr ereignet sich 340 km vom amerikanischen Tunneleingang entfernt eine gewaltige Explosion. Tausende Arbeiter kommen ums Leben und das Syndikat gerät ins Wanken ...
Kellermanns "Der Tunnel", erschien erstmals 1913 und gilt als Hauptwerk des 1879 in Fürth geborenen Schriftstellers. Nach der Erstveröffentlichung kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Roman zum ersten deutschen Bestseller des 20. Jahrhunderts. Karl Kraus, Arthur Schnitzler, aber auch der Industrielle und Politiker Walther Rathenau waren begeistert. Die Gesamtauflage überschritt schnell eine Million, Übersetzungen in 25 Sprachen und mehrere Verfilmungen folgten u.a. 1933 unter der Regie von Kurt Bernhardt mit Paul Hartmann, Attila Hörbiger und Gustaf Gründgens. Kellermanns technisch-utopischer Zukunftsroman traf exakt den Zeitgeschmack des beginnenden Expressionismus. Eine gnadenlose Materialschlacht und ein gewaltiger Kampf von Menschen und Gerät zur Verwirklichung einer genialen Idee, zog die Leserschaft in ihren Bann. Aus heutiger Sicht ist der Roman erstaunlich modern. Kellermann liefert bereits vor 100 Jahren ein zutreffendes Bild über den Amerikanismus aus europäischer Sicht mit seiner Verflechtung aus Börse, Industrie und Medien. Auch in der radikalen Schilderung des Kapitalismus nimmt Kellermann kein Blatt vor den Mund.
In der Fürther Uraufführung spielen die Musicalstars Bettina Meske, Alen Hodzovic, Caroline Kiesewetter, Oliver Fobe, Antje Eckermann und Ansgar Schäfer. Hodzovic und Eckermann kennen Fürths Zuschauer bereits aus der Produktion "Das Lächeln einer Sommernacht", Hodzovic auch aus "Die letzten fünf Jahre", Caroline Kiesewetter war bei der zweiten Staffel von "Petticoat & Schickedance" dabei, Oliver Fobe spielte bereits bei "Bahn frei!", "Graf Öderland" und "Lulu".
Für die Bühne und die Videoinstallationen ist Marc Jungreithmeier verantwortlich. Der Künstler arbeitet zum ersten Mal in Fürth und stattet zurzeit u.a. das Rimini Protokoll von Haug & Wetzel "Adolf Hitler: Mein Kampf, Band 1 & 2" am Kunstfest Weimar aus.