Ein besonderer Tag für ein besonderes Publikum – Der Welttag des Theaters für junges Publikum
„Das Theater ist ein Ort der Begegnung – mit sich selbst, mit anderen und mit der Welt.“ Diese einfache und doch so tiefgründige Wahrheit wird besonders deutlich, wenn wir die Augen eines Kindes im Theater beobachten: weit geöffnet, neugierig, staunend und voller Entdeckerfreude.
Am 20. März feiern wir den Welttag des Theaters für junges Publikum – ein Tag, der von der ASSITEJ, der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, ins Leben gerufen wurde. Die ASSITEJ setzt sich weltweit dafür ein, dass Kinder und Jugendliche Zugang zu anspruchsvollem Theater haben. Denn wie es in Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention verankert ist: Kinder haben ein Recht auf „freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben“.
Warum Theater für Kinder so wichtig ist
Theater für junges Publikum ist weit mehr als nur Unterhaltung. Es ist ein Raum, in dem Kinder und Jugendliche die Welt entdecken können – auf eine Weise, die ihnen Freiraum zum Denken, Fühlen und Verstehen gibt.
Die Darstellenden Künste eröffnen jungen Menschen Zugänge, die über bloße kulturelle Teilhabe hinausgehen. Sie ermöglichen Einblicke in verschiedene Themen und gesellschaftliche Diskurse und regen zum Austausch an. Hier werden komplexe Themen kindgerecht aufbereitet, ohne sie zu vereinfachen. Hier dürfen Kinder lachen, weinen, staunen und sich wundern.
In einer Zeit, in der digitale Medien tägliche Begleiter sind, bietet das Theater etwas Einzigartiges: unmittelbare Begegnungen. Die Schauspieler*innen und das Publikum atmen dieselbe Luft, teilen denselben Raum und erleben gemeinsam einen Moment, der nie genau so wiederkehren wird.
Die „Schule der Wahrnehmung“ – Theater als ästhetische Bildung
Theater lehrt Kinder im ursprünglichsten Sinne der Ästhetik das „Sehenlernen“. Das griechische Wort ‚aisthesis‘ bedeutet Wahrnehmung – und genau darum geht es: Theater schärft die Sinne und lehrt, genauer hinzuschauen, feiner zu hören und Empfindungen zu reflektieren. Im Theater lernen Kinder nicht nur die Welt zu sehen, wie sie ist, sondern auch, wie sie sein könnte. Sie üben sich in der Kunst des genauen Beobachtens, des Unterscheidens zwischen Schein und Sein, zwischen Darstellung und Wirklichkeit. Diese ästhetische Bildung ist fundamental für die Entwicklung einer differenzierten Wahrnehmung und kritischen Urteilsfähigkeit. Wenn ein Kind im Theater sitzt und gebannt dem Geschehen folgt, trainiert es seine visuelle Intelligenz, seine emotionale Wahrnehmungsfähigkeit und seine Fähigkeit, Symbole zu verstehen und zu interpretieren. Es lernt, zwischen den Zeilen zu lesen und hinter die Oberfläche zu schauen – eine Kompetenz, die in unserer bilderfüllten Welt wertvoller ist denn je.
Ein Geschenk, das Ihr Euren Kindern machen könnt
Wer mit Kindern ins Theater geht, schenkt ihnen mehr als nur eine schöne Zeit. Kinder bekommen:
- Die Möglichkeit, ihre Vorstellungskraft zu entfalten
- Raum für Empathie und emotionales Verständnis
- Zugang zu Geschichten, die zum Nachdenken anregen
- Ein Verständnis für unterschiedliche Perspektiven
- Die Erfahrung, Teil einer gemeinsamen kulturellen Erfahrung zu sein
Kinder- und Jugendtheater sind Orte, an denen junge Menschen ernst genommen werden. Hier werden ihre Fragen, Ängste und Träume auf die Bühne gebracht – respektvoll und auf Augenhöhe.
Der nächste Theaterbesuch wartet auf Euch!
Der Welttag des Theaters für junges Publikum ist der perfekte Anlass, sich über das reichhaltige Angebot im Bereich Kinder- und Jugendtheater zu informieren.
Am Stadttheater Fürth zum Beispiel werden neben den angebotenen Inszenierungen im Kinder- und Jugendbereich regelmäßig Ferienworkshopsangeboten, das aktive Theaterspielen im Kids- oder Jugendclub ermöglicht und in Kitas sowie Klassenzimmern Theaterstücke aufgeführt.
Theater für junges Publikum ist so vielfältig wie seine Zuschauer*innen: Von kurzen Stücken für die Allerkleinsten (die dann meist noch auf Sitzkissen dem Spiel auf der Bühne folgen) bis zu intensiven Jugendstücken, von Klassikern bis zu zeitgenössischen Produktionen – es gibt für jedes Alter und jeden Geschmack etwas zu entdecken.
Nehmt Euch die Zeit, gemeinsam mit Euren Kindern und Enkeln, Neffen und Nichten, Schulfreundinnen und -freunden oder wem auch immer diese Welt zu entdecken. Es ist immer wieder überraschend, wie viel man auch als Erwachsener selbst dabei lernt und wie bereichernd es sein kann, die Welt wieder einmal durch die Augen von Kindern zu sehen.
Denn wie ASSITEJ uns erinnert: Theater ist nicht nur ein Recht – es ist ein Geschenk, das wir unseren Kindern machen können, damit sie zu offenen, empathischen und kulturell reichen Menschen heranwachsen.
Informationen zu unserem Angebot für junges Publikum erhalten Sie hier: Junges Theater.
Bühne frei für neues Wissen: VHS und Stadttheater Fürth in kreativer Allianz

Wer denkt, Theater sei nur etwas, das sich auf der Bühne, im Parkett oder in der Loge abspielt, darf jetzt umdenken! Seit Juni 2024 haben das Stadttheater Fürth und die Volkshochschule Fürth ihre Kräfte gebündelt – und nun zeigt sich, was diese Zusammenarbeit wirklich bedeutet: Ein theatrales Erlebnis, das weit über den klassischen Theaterabend hinausgeht.
„Uns verbindet viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde“, könnte das inoffizielle Motto dieser Kooperation lauten. Beide Institutionen teilen den Anspruch, Bildung und Kultur nicht nur zu vermitteln, sondern erlebbar zu machen. Und genau dieses gemeinsame Ziel manifestiert sich nun in einer Veranstaltungsreihe, die in dieser Form ein Novum für Fürth darstellt.
Im Mittelpunkt steht die Inszenierung „(R)Evolution – Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert“ unter der Regie von Christina Gegenbauer, die am 2. Mai 2025 ihre Premiere im Stadttheater Fürth feiern wird.
Das Stück von Yael Ronen und Dimitrij Schaad, inspiriert von den Bestsellern des israelischen Historikers Yuval Noah Harari, wirft fundamentale Fragen unserer Zeit auf: Wie werden wir in einer Welt leben, die zunehmend von Künstlicher Intelligenz, Biotechnologie und digitaler Revolution geprägt ist? Welche Rolle bleibt uns Menschen in dieser sich rasant wandelnden Zukunft?
Doch statt diese Fragen nur auf der Bühne zu verhandeln, gehen VHS und Stadttheater einen Schritt weiter. Mit vier ineinandergreifenden Veranstaltungen bieten sie Interessierten die Möglichkeit, den gesamten theatralen Schaffensprozess zu begleiten – vom ersten Konzept bis zur fertigen Inszenierung. Dabei wird nicht nur über die Schulter geschaut, sondern aktiv diskutiert, reflektiert und gemeinsam gedacht.
Besonders spannend: Die Teilnehmer*innen können die künstlerische Entwicklung hautnah miterleben – vom ersten dramaturgischen Austausch über einen exklusiven Probenbesuch bis zum gemeinsamen Theaterabend mit Sektempfang. Die Reihe schließt mit einer Diskussionsrunde, in der die gewonnenen Eindrücke gemeinsam mit dem Dramaturgen vertieft werden können.
Ergänzend dazu bereichern wissenschaftliche Vorträge zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, algorithmischer Manipulation und Smart-Home-Technologien das Angebot. Martin Haseneyer und Manuel Gelsen werfen einen kritischen Blick auf technologische Entwicklungen, die unseren Alltag bereits jetzt durchdringen – und, wenn wir nicht Teil der Entwicklung bleiben, morgen möglicherweise dominieren werden.
Die Kooperation zeigt exemplarisch, wie kulturelle Bildung im 21. Jahrhundert funktionieren kann: nicht isoliert in einzelnen Institutionen, sondern vernetzt, dialogisch und partizipativ. Theater wird so zum Ausgangspunkt für einen gesellschaftlichen Diskurs, der weit über den Theaterabend hinausreicht.
Die vier Hauptveranstaltungen können einzeln oder als Gesamtpaket gebucht werden. Besonders attraktiv: Wer sich für die komplette Reihe entscheidet, erhält einen satten Rabatt von 50 Prozent auf eine Theaterkarte der Kategorie 2 zur Aufführung am 4. Mai. Interessierte sollten allerdings nicht zu lange zögern – der Anmeldeschluss für dieses Angebot ist bereits der 24. März 2025.
In einer Zeit, in der digitale Technologien unsere Lebenswelt radikal verändern, bietet diese theatral-bildungspolitische Allianz einen Raum für Reflexion, kritisches Denken und gemeinsames Erleben. Vielleicht ist gerade das die Revolution, die wir brauchen: Eine (R)Evolution des Miteinanders, des gemeinsamen Lernens und der kreativen Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen unserer Zeit.
Alle Details zu den Veranstaltungen finden Interessierte unter http://www.vhs-fuerth.de/theater oder hier auf der Website des Stadttheater Fürth.
Die beklemmende Aktualität von „Der Trafikant“ – Im Jahrhundertschritt durch die Zeit
Theater sind langsame Tanker. Und nicht immer weiß man, wo die Reise (gesellschaftspolitisch) hingeht, wenn – meistens über eineinhalb Jahre im Voraus – eine Spielzeit geplant wird.
Bei den Proben zu Robert Seethalers „Der Trafikant“ allerdings haben uns die Ereignisse der letzten Wochen und Monate (rechts) überholt: Neuer-alter Antisemitismus, vorgezogene Bundestagswahl, die Ergebnisse der Wahl in Österreich und das Ringen um eine Koalition. Es ist viel passiert …
Am heutigen Freitag schauen wir daher nicht nur auf Österreich in den späten 1930er Jahren, sondern werfen mehr noch als sonst im Theater einen wachen Blick auf unsere Gegenwart.
Die Geschichte des jungen Franz Huchel, der im Spätsommer 1937 aus dem beschaulichen Dorf in die Großstadt Wien kommt, während um ihn herum der Nationalsozialismus erstarkt, erzählt mehr als nur Zeithistorisches.
Eine zentrale Rolle im Stück nimmt die historische Figur Sigmund Freud ein. Der Begründer der Psychoanalyse, selbst Jude und später zur Emigration gezwungen, wird zum wichtigen Gesprächspartner und geistigen Mentor des jungen Franz. In ihren Dialogen spiegeln sich die existenziellen Fragen einer Gesellschaft am Abgrund:
FRANZ Ich frage mich gerade, was meine dummen, kleinen Sorgen überhaupt für eine Berechtigung haben, neben diesen ganzen verrückten Weltgeschehnissen.
FREUD Erstens sind Sorgen in Bezug auf Frauen zwar meistens dumm, aber selten klein. Und zweitens könnte man die Frage auch andersrum stellen: Was hat dieses ganze verrückte Weltgeschehen überhaupt für eine Berechtigung neben deinen Sorgen?
Freuds eigenes Schicksal – vom gefeierten Wissenschaftler zum Verfolgten, der schließlich ins Exil fliehen muss – steht exemplarisch für das Schicksal jüdischer Intellektueller im Nationalsozialismus. Seine ruhige Würde und sein unerschütterlicher Humanismus inmitten zunehmender Barbarei verkörpern jene geistigen Werte, die immer wieder aufs Neue verteidigt werden wollen.
Auch die Figur des Otto Trsnjek, des Trafikanten, dessen Schicksal exemplarisch für die Ausgrenzung und Verfolgung Andersdenkender steht, mahnt uns, wachsam zu bleiben. Seine Worte klingen wie ein Echo aus der Vergangenheit, das in unsere Gegenwart hallt:
„Einer hat Blut an den Händen, und die anderen stehen da und sagen nix. So ist es immer. So ist es immer, so war es immer und so wird es immer sein.“
In einer Zeit, in der wieder offen mit antisemitischen und fremdenfeindlichen Parolen Politik gemacht wird, ist „Der Trafikant“ mehr als historischer Stoff – er ist dringende Warnung.
Besonders treffend erscheint auch Trsnjeks leidenschaftliches Plädoyer für eine informierte Öffentlichkeit:
„Die Zeitungslektüre ist nämlich überhaupt das einzig Wichtige, das einzig Bedeutsame und Relevante am Trafikantendasein; keine Zeitung zu lesen hieße, kein Trafikant zu sein; wenn nicht gar: kein Mensch zu sein. Das Zeitungsgeschäft bildet das Kerngeschäft jeder ernstzunehmenden Trafik, und der Kunde möchte dementsprechend vom Trafikanten beraten, informiert und mit sanftem Nachdruck oder mit nachdrücklicher Sanftmut an das für ihn einzig angemessene Blatt herangeführt werden.“
Diese Worte gewinnen in Zeiten von Fake News und Echokammern eine geradezu prophetische Bedeutung. Die kritische Auseinandersetzung mit Medien und der Zugang zu verlässlichen Informationen ist seit Menschengedenken Thema und Politikum – und scheint doch in einer Welt, die nicht nur Zeitung und Radio als Informationsquelle kennt, noch einmal wichtiger geworden zu sein.
Betrachtet man die Inszenierung von „Der Trafikant“ im breiteren kunsthistorischen Kontext, drängt sich ein Vergleich mit Wolfgang Mattheuers berühmter Bronzeplastik „Jahrhundertschritt“ von 1984 auf. Diese u. a. vor dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig stehende Skulptur zeigt eine zerrissene Figur – rechte Hand zum Hitlergruß erhoben, linke zur Arbeiterfaust geballt, ein klaffender Riss in der Brust. Mattheuer schuf hier eine „Albtraumfigur“, die den inneren Konflikt einer von totalitären Ideologien zerrissenen Gesellschaft verkörpert.
Ähnlich wie diese „verkörperte Absurdität“ zwischen Faschismus und Kommunismus gefangen ist, schildert „Der Trafikant“ Menschen im Spannungsfeld zwischen Anpassung, Mitläufertum und Widerstand. Die zerklüftete Gestalt des „Jahrhundertschritts“ mit ihrem eingezogenen, winzigen Kopf – Symbol für die Dominanz körperlicher Gewalt über den Intellekt – findet ihre literarische Entsprechung in Seethalers Charakteren, die in einer Welt zunehmender Verrohung um ihre geistige Integrität ringen. Trsnjeks Weigerung, „mitzutanzen“, verkörpert jenen geistigen Widerstand, den Mattheuer in seiner paradoxen „Jahrhundertmetapher“ als verloren beklagt.
Unser Ensemble stellt sich auf künstlerische Weise der Herausforderung, die subtilen Mechanismen der Machtübernahme und dem Ringen um Haltung sichtbar zu machen. Die Inszenierung verknüpft behutsam die historischen Ereignisse mit aktuellen Bezügen, ohne belehren zu wollen. Sie lädt zum Nachdenken ein: Wie hätte ich mich verhalten? Und wichtiger noch: Wie verhalte ich mich heute?
Karten gibt für die Premiere am 07.03. und die weiteren Vorstellungen bis zum 15.03.2025 gibt es unter:
Vorverkaufskasse: Telefon 0911/974 24-00 | E-Mail theaterkasse@fuerth.de oder im Webshop.
Spezialisten: Die WG-Party im Stadttheater
FÜRTHER BEGEGNUNGEN, LEIDENSCHAFTEN, EINBLICKE
Ein Late-Night-Gespräch mit spannenden Menschen aus der Stadt, die Sie vielleicht noch nicht kennen – aber unbedingt kennenlernen sollten!
01.03.2025 | 21.00 Uhr | Nachtschwärmer-Foyer | Stadttheater Fürth
Wissen Sie, was das Beste an jeder Party ist? Richtig – wenn alle irgendwann in der Küche landen und die wirklich guten Gespräche beginnen! Genau diesen Moment haben wir für Sie eingefangen und auf die kleinste Bühne im Stadttheater geholt.
DIE KÜCHE IST ERÖFFNET!
Was passiert, wenn ein Bestatter, der auf TikTok mehr Follower hat als so mancher Popstar, auf das Fürther Christkind trifft, das nebenbei ein florierendes Prinzessinnen-Imperium aufbaut? Und was, wenn dann noch eine Buchhändlerin dazukommt, die mehr Geschichten kennt als die Stadtbibliothek Regale hat?
Ein Abend, der beweist: Die spannendsten Leute wohnen direkt neben Ihnen in Fürth!
UNSERE KÜCHENGÄSTE:
Luis Bauer – Deutschlands jüngster Bestatter, der auf TikTok zeigt, dass der letzte Weg durchaus stilvoll sein kann
Alina Pförtner – in den letzten beiden Wintern tagsüber Fürther Christkind, abends Chefin von „Märchenprinzessin Events“ – und jederzeit bereit, aus jedem grauen Alltag ein glitzerndes Märchen zu machen
Jana Brammer – Hüterin literarischer Schätze und Inhaberin des Büchercafés "Calibri", wo der Kaffee genauso stark ist wie die Buchtipps
WAS SIE ERWARTET:
- Einblicke hinter die Kulissen der ungewöhnlichsten Berufe
- Die Kunst des fränkischen Humors: Tiefgründig und leicht zugleich
- Anekdoten, die Sie garantiert noch nie gehört haben (und vielleicht auch nie wieder hören werden)
- Die typisch fränkische Mischung aus "Des is fei ernst!" und "Hauptsach', die Gaudi stimmt!"
Gastgeber: Udo Eidinger, Dramaturg am Stadttheater Fürth und semi-professioneller Küchenpsychologe
Eintritt frei! (Wo gibt's das heute noch?)
Getränke und Snacks (weil man in einer Küche selbstverständlich auch was zu trinken und zu knabbern braucht)
Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, dabei zu sein, wenn interessante Persönlichkeiten aus dem Nähkästchen plaudern!
Zwischen harten Fakten und Unterhaltung: Der Politik- und Wirtschaftsthriller „Cum-Ex Papers“
Tagsüber in die Wahlkabine und abends ins Theater: Am kommenden Wochenende kommt das mit dem Theaterpreis „Faust“ in der Kategorie „Regie Schauspiel“ ausgezeichnete Schauspiel „Cum-Ex Papers“ ins Stadttheater Fürth. Erleben Sie am 22. und 23. Februar 2025, jeweils um 19.30 Uhr, einen unglaublich spannenden Theaterabend zwischen Dokumentation und Fiktion, harten Fakten und Unterhaltung, der den gigantischen Steuerdiebstahl durch Cum-Ex-Geschäfte greifbar macht und hinter die Fassade des entfesselten Finanzwesens blicken lässt.
Hier gibt Ihnen der Regisseur des Stücks, Helge Schmidt, interessante Einblicke in den Entstehungsprozess und die Bedeutung dieses Schauspiels …
1. Der Stoff, einer der größten Finanzskandale der vergangenen Jahrzehnte, ist ja kein klassischer Theaterstoff – oder gerade doch? Wie bist Du darauf gekommen, ein Stück über „Cum-Ex“ zu machen?
Es ist kein klassischer Theaterstoff, in dem Sinne, dass es kein Stück dazu gibt. Ansonsten bietet das Thema schon viel, was ein guter Theaterabend braucht – Fallhöhe, Geheimnisse, Schuldfragen, Opfer und Täter. Aber davon mal abgesehen, bin ich ja der Meinung, dass wir einfach die Themen auf die Bühne stellen sollten, die uns als Theatermacher*innen und als Gesellschaft umtreiben. Das tolle an unserem Medium ist doch, dass im Grunde alles möglich ist und ich bin davon überzeugt, dass sich nicht alles „über Bande" und den Kanon erzählen lässt.
Ich habe einen großen Artikel in der Zeit zum Thema Cum-Ex gelesen, das war 2017. Und eigentlich wundert man sich kurz, wieso ein Raub – Steuergeld, das sie nie gezahlt haben, wird für überreiche Investoren, Banken und Juristen zur Beute, wieso nehmen wir das hin? Wie kann man diese Geschichte so erzählen, dass wir sie nicht nur verstehen, sondern so, dass sie was mit uns macht? Das war der Anfang.
2. Die Produktion bewegt sich zwischen Dokumentation und Fiktion. In welcher Theatertradition siehst Du Dein Stück – ist es klassisches Dokumentartheater oder entwickelst Du diese Form weiter?
Naja, das ist ja ein bisschen schwierig sich in eine Tradition einzuordnen, weil man ja nicht hingeht und sagt, jetzt mache ich mal Dokumentartheater und denke das neu. Es war ja auch nie weg. Du hast schon recht, dass es Dokumentartheater ist – es basiert auf Fakten und Texten, die bereits recherchiert waren. Wir machen daraus dann Theater. Und dass sich eine Form mit der Zeit, mit den technischen Möglichkeiten, mit den Sehgewohnheiten auch verändert, erscheint mir nur natürlich.
Ich denke, was unsere Arbeiten ein Stück weit von dokumentarischen Traditionen trennt, ist die Tatsache, dass wir eine Haltung einnehmen.
3. Der Cum-Ex-Skandal ist hochkomplex. Welche besonderen Herausforderungen gab es bei der theatralen Übersetzung dieser verschachtelten Finanzthematik für ein breites Publikum?
Mit dem Mythos, der Cum-Ex-Skandal sei so komplex, müssen wir aufräumen. Das ist ein Narrativ, das von den Tätern erfunden wurde und nur ihnen nützt.
Es ist richtig, sich auch die staatlichen Stellen anzugucken und die Strukturen, aber der Tatbestand, den wir hier vorliegen haben, ist der: Eine Steuer, die niemals abgeführt wurde, wird erstattet. Das ist der Gewinn, die Aktien dabei werden ohne jedes Risiko gehandelt und sind nur das Vehikel. Das war zu jeder Zeit illegal und das haben die Prozesse und Urteile der letzten Monate und Jahre auch gezeigt. Dennoch stellt sich natürlich die Frage, wie wir das Thema einem Publikum präsentieren. Wir haben uns für das Zitieren von bekannten Erzählmustern – dem Wirtschaftsthriller, dem Bildungsroman – entschieden, um in bekannten Erzählstrukturen Themen zu erklären.
4. Theater wird oft eine aufklärerische Funktion zugeschrieben. Inwiefern siehst Du diese Tradition als relevant für zeitgenössisches Theater an – muss gutes Theater aufklären?
Ich habe auf jeden Fall eine echte Allergie dagegen, dass es das nicht darf. „Von oben herab predigen" – ich weiß schon, was damit gemeint ist, aber hey: Wir machen subventionierte Kunst. Deren Funktion kann nicht, zumindest nicht nur, in der Unterhaltung und dem Pflegen eines (überholten) Literaturkanons liegen. Wie sollen Theater lebendige Orte in einer Stadtgesellschaft sein, wenn wir uns nur im Gestern bewegen? Der herausragende Erfolg gerade beim Publikum zeigt ja, dass Menschen Lust auf die Auseinandersetzung haben und gerne lernen wollen.
Das Thema Cum-Ex kam uns zu kurz. Deswegen haben wir uns den Auftrag gegeben, ihm eine Bühne zu geben. Dafür haben wir Fördergeld in einem SPD-regierten Bundesland erhalten. Das ist das Wesen der Demokratie.
5. Hat die intensive Beschäftigung mit dem Cum-Ex-Skandal während der Arbeit am Stück Deine persönliche Sicht auf unser politisches und wirtschaftliches System verändert?
Wir haben nach Cum-Ex Papers ja noch „Tax for Free" gemacht, um die politische Dimension – gerade um Olaf Scholz und Peter Teschentscher – aufzuarbeiten. Wir haben es mit keiner Verschwörung zu tun. Aber die Nähe von Politik und Wirtschaft ist in vielen Bereichen zu groß. Herr Merz kann davon noch mehr erzählen.
Preisverleihung: Musical Award für unsere Koproduktion „Dear Evan Hansen"
Gestern fand die festliche Gala zur Verleihung des ersten Deutschsprachigen Musical Awards 2024 des Magazins blickpunkt musical im Deutschen Theater München statt. Die Gewinnerproduktionen waren jeweils mit einer wunderbaren Liederauswahl vertreten – was für ein bunter und feierlicher Abend!
Wir könnten glücklicher nicht sein, dass unsere Musical-Koproduktion mit dem Musical Frühling in Gmunden „Dear Evan Hansen“ dort in der Kategorie „Beste Deutschsprachige Erstaufführung 2024“ ausgezeichnet worden ist! Das Gesamtergebnis setzt sich aus ganzen 20.332 Zuschauerstimmen, 436 Fachstimmen und 58 Redaktionsstimmen des Magazins zusammen. Vor allem der große Publikumszuspruch durch alle Altersschichten hindurch und die lieben, berührenden Worte zu „Dear Evan Hansen“ sind eine große Motivation für uns!
„Wir fühlen uns in unserer Arbeit darin bestätigt, dass es lohnenswert ist, auch ernste Themen in einem Musical darstellen zu können. Das Stadttheater Fürth nimmt diesen Preis als Ansporn dafür, auch zukünftig Musicalproduktionen mit, auf den ersten Blick, ungewöhnlichen Themen auf den Spielplan zu setzen und Maßstäbe in der deutschen Musical-Landschaft zu setzen.“, resümierte unsere Intendantin Dr. Silvia Stolz.
An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal bei allen Beteiligten auf, hinter und neben der Bühne, die diese nun auch preisgekrönte Produktion möglich gemacht haben!
Auf dem Foto zu sehen sind: Jürgen Goriup (Musikalische Leitung), Markus Olzinger (Regie & Bühnenbild), Dr. Silvia Stolz (Intendantin Stadttheater Fürth), Denis Riffel (Hauptdarsteller)
Zwischen Zeitungslektüre und Zeitgeist: „Der Trafikant" startet in die Proben
Mit „Der Trafikant" nach Robert Seethalers gleichnamigem Erfolgsroman bringt das Stadttheater Fürth eine Geschichte auf die Bühne, die aktueller nicht sein könnte. Seit dem 20. Januar wird unter der Regie von Thomas Ladwig an dieser bewegenden Erzählung gearbeitet, die uns in das Wien des Jahres 1937 entführt – und dabei erschreckend gegenwärtige Fragen aufwirft.
Im Zentrum steht der junge Franz Huchel, der als Lehrling in einer Trafik – einem Tabak- und Zeitungsgeschäft – seine ersten Schritte in der Großstadt macht. In einer Zeit, in der die Nationalsozialisten auf dem Vormarsch sind und Propaganda die Medien beherrscht, muss Franz seinen eigenen Weg finden. Seine Begegnungen mit dem Psychoanalytiker Sigmund Freud und die Verliebtheit in die geheimnisvolle Tänzerin Anezka werfen ihn in ein Meer von Fragen: Was ist Wahrheit? Was ist Liebe? Und wie bewahrt man seine Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten?
Die Inszenierung schlägt dabei gekonnt die Brücke in unsere Gegenwart: In einer Welt von Social Media, Fake News und sich ständig wandelnden „Wahrheiten" sind Franz' Erfahrungen frappierend aktuell. Wie er damals feststellt: „Die Wahrheit der Morgenausgabe ist praktisch die Lüge der Abendausgabe" – ein Satz, der in Zeiten von X, Instagram und TikTok eine neue Dimension erhält.
Unter der künstlerischen Leitung von Thomas Ladwig, mit Bühne und Kostümen von Ulrich Leitner und Musik von Juri Kannheiser, verspricht diese Produktion eine poetische und zugleich mahnende Zeitreise zu werden. Das Ensemble des Stadttheaters Fürth wird gemeinsam mit Gästen diese Geschichte über Freundschaft, Menschlichkeit und den Mut zum aufrechten Gang erzählen.
Die Premiere findet am 7. März 2025 um 19:30 Uhr im Großen Haus des Stadttheaters Fürth statt.
Karten gibt es übrigens bereits jetzt unter
Vorverkaufskasse: Telefon 0911/974 24-00 | E-Mail theaterkasse@fuerth.de oder im Webshop.
Weitere Infos zum Stück erhalten Sie hier.
Schwarmgeist und Zukunftsvisionen: Workshop zur kommenden Inszenierung „(R)Evolution“
Am ersten Februarsonntag fand am Stadttheater Fürth ein Kennenlernworkshop statt, der die Grenzen zwischen Mensch und Technologie auslotete. 16 Bürgerinnen und Bürger trafen sich, um eventuell einen ganz besonderen Part in der kommenden Produktion „(R)Evolution“ zu verkörpern: Einen „KI-Schwarm“ namens Alecto …
Regisseurin Christina Gegenbauer und Choreograf Paul Hess leiteten die Teilnehmenden durch improvisierte Bewegungsstudien, die Synchronizität und kollektive Dynamik erkunden. Wie bewegt sich ein Schwarm? Wie kommunizieren Menschen als eine Art lebendiger Algorithmus? Diese spannenden Fragen standen im Mittelpunkt des Workshops.
Das Stück von Yael Ronen und Dimitrij Schaad, inspiriert von Yuval Noah Hararis kritischem Blick auf unsere technologische Zukunft, verspricht in der Fürther Eigenproduktion ein intensives theatrales Erlebnis zu werden. Am 2. Mai 2025 heißt es im Großen Haus: Willkommen in einer Welt zwischen Utopie und Dystopie!
Neugierig geworden? Die Premiere von „(R)Evolution“ wirft einen scharf beobachtenden Blick auf unsere digitale Gegenwart und Zukunft, bei der Künstliche Intelligenz eine – im wahrsten Sinne des Wortes – besondere Rolle spielen wird.
Habt ihr selbst schon verblüffende oder verstörende Erfahrungen mit KI gemacht? Oder benutzt ihr Siri, Alexa, ChatGPT & Co nur zum Ansagen der Uhrzeit?
Schreibt uns eure Erlebnisse rund um KI an udo.eidinger@fuerth.de (Dramaturgie).
Karten gibt es übrigens bereits jetzt unter
Vorverkaufskasse: Telefon 0911/974 24-00 | E-Mail theaterkasse@fuerth.de oder im Webshop.
Willkommen zum 1. „Bretterbericht“ der Spielzeit!
Die eine oder der andere hatte sich ja schon gewundert … „Wo ist denn der ‚Bretterbericht‘ geblieben?“
Voilà: hier ist er! Als digitaler Nachwuchs des traditionsreichen Heftes wird er ab sofort wieder Einblicke in das Bühnengeschehen am Stadttheater geben. Neben Hintergrundberichten, Interviews mit den Künstler*innen oder seltenen Probeneinblicken sollen ab sofort auch Audiobeiträge und kurze Videos den Blick hinter die Kulissen bereichern.
Für den ersten „Bericht“ haben wir Iris Fedrizzi fünf Fragen gestellt.
Iris ist Autorin und Dramaturgin und hat schon mehrere Kinderbücher und Drehbücher für Kinderfilme geschrieben.
Im CalmeMara-Verlag ist ihr Kinderbuch „Das Ei mit dem Knacks“ erschienen, das am 19. Januar 2025 unter der Regie von Maya Fanke bei uns im Nachtschwärmer-Foyer seine umjubelte Uraufführung gefeiert hat.
Von Iris wollten wir wissen …
Was hat Dich dazu inspiriert, ausgerechnet ein Ei mit einem Knacks zur Hauptfigur Ihrer Geschichte zu machen?
Ich wollte eine Ostergeschichte schreiben. Und da ich Dinge gerne aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchte, habe ich mich entschieden, nicht das Naheliegendste zu wählen und einen Osterhasen als Hauptfigur zu etablieren, sondern ein Ei. Eier haben in den meisten Ostergeschichten keine aktive Rolle. Warum nicht mal aus ihrer Perspektive erzählen? Das Ei gefällt mir auch als Symbol für Wiedergeburt und Neuanfang. In einigen Schöpfungsmythen entsteht die ganze Welt aus einem Ei. Da steckt viel drin.
Da Eier so zerbrechlich sind, lag es nahe, dass das Ei auch einen Knacks haben könnte. Während der weiteren Entwicklung empfand ich dann den Knacks am interessantesten und machte ihn zum Thema der Geschichte. Letztendlich funktioniert die Aussage nun auch ganz ohne Ostern und Osterhäsin.
Du vermittelst Kindern mit Deinen Büchern tiefgründige Gedanken auf leichte Art: Inwiefern inspiriert Dich für Deine Motive und Themen das echte Leben?
Das echte Leben ist eine einzige Inspirationsquelle. Von überallher kommen Eindrücke, die zu Ideen werden. Das Schöne am Autor*innenberuf ist, dass ich daraus wieder etwas Neues entstehen lasse.
Eine unerschöpfliche Inspirationsquelle sind, neben anderem, auch meine eigenen Kinder − ihre Fragen, ihre Interaktion, ihre Art und Weise, mit Hindernissen umzugehen − aber natürlich auch meine eigenen Erfahrungen, die ich als Kind oder Erwachsene gemacht habe; wie ich Gefühle wahrnehme und mit ihnen umgehe.
Wenn mich ein Thema besonders anspricht, versuche ich, es für meine Geschichte auf eine bildliche Ebene zu bringen, um so komplexe Zusammenhänge auch für sehr junge Kinder erfahrbar und begreiflich zu machen.
Die Schnecke Kintsugi spielt eine besondere Rolle in der Geschichte: Wie kamst Du auf diesen Charakter mit seiner besonderen Bedeutung?
Die Schnecke Kintsugi setzt das zerbrochene Ei in der Geschichte wieder zusammen.
Als ich mir für das Buch ein Ei mit einem Knacks überlegt hatte, entstanden bei mir durch die Risse in der Eierschale ganz schnell Bilder von gesprungenem Porzellan, das durch die japanische Reparaturtechnik des Kintsugi mit Goldlack wieder zusammengefügt wurde. Anstatt Macken zu verstecken, werden sie in der Kintsugi-Technik extra hervorgehoben und verleihen dem beschädigten Keramikstück einen neuen Wert.
Ich mag diese Herangehensweise an das Leben. Jeder Riss erzählt etwas - wir tragen alle unsere Geschichten mit uns herum - bei manchen sieht man sie direkt an der Oberfläche, bei anderen liegen sie unter der Schale.
Was möchtest Du den kleinen und großen Leser*innen mit auf den Weg geben, wenn sie die letzte Seite des Buches zuschlagen?
Es ist nicht das Ziel, ohne Fehler und Misserfolge durchs Leben zu gehen. Oft sind gerade die Momente, die dich straucheln lassen, die wertvollen, an denen du wächst.
Ist es etwas anderes für Kinder zu schreiben, die noch nicht Lesen gelernt haben, als für Kinder oder Erwachsene, die die Geschichte selber lesen könn(t)en?
Das Alter der Kinder macht natürlich einen großen Unterschied beim Schreiben. Ausschlaggebend dafür sind die unterschiedlichen Erfahrungswelten und Entwicklungsstufen, in denen die Kinder sich befinden. Dazu gehört auch die Lesekompetenz, sie ist jedoch nicht der Hauptaspekt. Ein Kindergartenkind macht andere Erfahrungen als ein Schulkind. Es gibt verschiedene Entwicklungsphasen, in denen andere Themen und andere Bindungen von Bedeutung sind. Das hinterfrage ich vor jedem neuen Projekt. Ich fordere Kinder auch gerne heraus – egal, wie jung sie sind. In erster Linie sollen die Geschichten den Kindern Spaß machen, aber ich freue mich, wenn auch noch eine tiefere Bedeutung dabei rumkommt.